Die Cistrose zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Polphenolen aus. Dazu gehören auch Gerbstoffe. Von Gerbstoffen ist bekannt, dass sie an Eiweissmoleküle andocken können, und zwar auch an Viruseiweisse. Sie werden aber kaum aus dem Verdauungstrakt in den Organismus aufgenommen. Ihre Wirkung ist hauptsächlich lokal. Sehr unwahrscheinlich ist deshalb, dass Cistrose eine systemische Wirkung hat gegen Coronaviren, die im Organismus verteilt sind. Denkbar ist allerdings, dass Lutschtabletten oder Cistrosentee zum Gurgeln im Rachen antivirale Effekte zeigen. Dazu müsste man dann allerdings sagen, dass es auch viel andere Heilpflanzen gibt, die einen hohen Gehalt an Polphenolen / Gerbstoffen aufweisen. Zum Beispiel Schwarztee und Grüntee, wenn man sie etwa 10 Minuten ziehen lässt. Zistrose ist also wahrscheinlich nicht so einzigartig, wie es in der Werbung dargestellt wird.
Falls Cistrose wirkt, dann lokal. Dass man mit lokalen Massnahmen die Viruslast im Rachen senken kann, haben Untersuchungen mit antimikrobiell wirkenden Mundspülmitteln gezeigt. Und genau solche Effekte könnten gerbstoffhaltige Heilpflanzen-Zubereitungen möglicherweise auch liefern. Allerdings gibt es dazu keine Untersuchungen und es ist unklar, wie lange eine solche Wirkung im Rachen anhalten könnte und wie lange und wie oft man gurgeln müsste.
Eine reduzierte Viruslast im Rachen könnte dazu beitragen, dass man andere Menschen weniger ansteckt. Aber eben: Dazu gibt es keine Studien und falls es eine Wirkung gibt, dann nur lokal im Rachen. Wir haben keinen Virusblocker, der die Coronaviren im Organismus eliminiert oder vor eine Ansteckung schützt. Auch die immer wieder versprochene immunstimulierende Wirkung von Cistrose ist nicht durch Studien belegt und auch sonst unplausibel.
Cistrose-Präparate werden als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Sie dürfen daher nicht mit Heilwirkungen beworben werden. Aussagekräftige Patientenstudien zur Wirksamkeit fehlen.